Washing

Die Bemalung einer Figur ist nicht ganz einfach und gerade Anfänger haben oftmals Probleme, die Figur zum Leben zu erwecken. Dabei gibt es einige Maltechniken, die ziemlich einfach anzuwenden sind und trotzdem fantastische Ergebnisse liefern. Im Prinzip geht es darum, die Form der Figur für sich arbeiten zu lassen. Beim Dry Brush z.B. nutzen wir die ungleichmäßige Oberflächenstruktur und Textur der Figur für uns, indem wir mit einem Flaschpinsel nur die Erhebungen bemalen. Auf diese Art schaffen wir es, der Figur Details, Highlights und Tiefe zu geben.

Der Wash (auch Shade genannt) funktioniert etwas anders als das Trockenbürsten, ist aber genauso einfach und effektiv. Die sehr flüssige Farbe des Washs fließt dabei wie von allein in die Vertiefungen der Figur und erzeugt so auf ganz natürliche Weise Details und Schattierungen.

Das Beste: es ist wirklich einfach du sparst eine Menge Zeit. Wie bei jeder Technik gibt es auch hier einige Tipps und Tricks, die Dir dabei hilft, das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Wir zeigen Dir, worauf es beim Washing ankommt.

 

Was genau ist ein „Wash“?

Du kannst Dir einen Wash als verdünnte Farbe vorstellen. Von den Bestandteilen her ähnelt der Wash herkömmlichen Acrylfarben: Pigmente, Bindemittel, Lösemittel und ggf. weitere Zusätze.

Der Wash ist sehr wässrig und lässt sich dadurch nicht wie eine normale Farbe auftragen. Durch die sehr flüssige Konsistenz sammelt sich die Farbe in den Vertiefungen einer Figur. Das können z.B. Kleidungsfalten, Zahnlücken, oder winzige Details sein. Wenn der Wash dann trocknet, haben die Bereiche, in denen sich die meiste Flüssigkeit angesammt hat, einen dunkleren Farbton. Dadurch erhalten die Figuren eine natürlich wirkende Schattierung und Tiefe.

Das Washing kann einige male widerholt werden, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wurde. Je nachdem, wie dick ein Wash aufgetragen wird, dauert es natürlich, bis die Farbe getrocknet ist. Normalerweise dauert es ungefähr 15 Minuten, bis ein Washing vollkommen getrocknet ist.

Tipp: Den Wash vollständig trocknen lassen, bevor erneut darüber gestrichen wird. Wenn es nicht vollständig trocken ist, wird die Farbe mit dem Pinsel angehoben und der Farbbereich dadurch zerstört.

Wozu verwendet man den Wash?

Die Verwendung eines Washes hat sehr viele Vorteile und nimmt dem Maler sehr viel Arbeit bei der Bemalung der Figur ab. Allein die einmalige Anwendung sorgt schon dafür, dass die Figur plastischer wirkt.

Schattierung erzeugen

Die Hauptaufgabe eines Washes ist es, eine Schattierung zu erzeugen. Dierzu läuft der Wash nach dem Auftragen in die Vertiefungen der Figur, dunkelt diese Bereiche beim Trocknen ab und erzeugt somit einen natürlich wirkenden Schatten und Tiefe. Je mehr Farbe sich in den Vertiefungen sammelt und trocknet, desto dunkler werden die Schattierungen.

Details hervorheben

Beim Auftragen der Farbe fließt der Wash auch in die Vertiefungen und Ränder von kleinsten Details, wie beispielsweise Hautfalten, Kettenhemden und Schrauben und betont sie auf natürliche Weise. Kleinste Details, welche vorher mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen waren und eins mit der Grunfarbe waren, werden nun sichtbar.

Grundfarben abdunkeln

Trägt man einen Wash großflächig auf die Figur auf, fließt die Farbe nicht nur in die Vertiefungen, sondern dunkelt automatisch auch die ursprüngliche Grundfarbe ab. Dies kann ein Vor- aber auch Nachteil sein. Wer seiner Figur einen düsteren oder dunkleren Look verpassen möchte, hat hier die perfekte Maltechnik gefunden. Arbeitet man jedoch mit hellen oder strahlenden Farben, muss man ggf. einzelne Bereiche aussparen oder im Nachhinein noch einmal mit der Grundfarbe über die entsprechenden Stellen drübermalen.

Natürlich wirkende Farbverläufe

Auch wenn die Figur aus unterschiedlichen Grundfarben besteht ist es oft sinnvoll, denselben Wash auf allen Bereichen anzuwenden, da diese dann optisch zu einem Ganzen verschmilzen und die Figur natürlich wirken lassen.

Wash statt normaler Acrylfarbe

Wenn die Figur aus einer hellen Grundierung oder Grundfarben besteht, kann man diese theoretisch nur mit einem Wash bemalt werden. Dies macht Sinn, wenn die Figur aus nur einer hellen Grundfarbe besteht wie es z.B. bei einem Skelett oder Steinwesen der Fall ist. 

Die richtige Farbwahl

Bei der Wahl des Washes spielt die Grundfarbe eine entscheidende Rolle. Merken sollte man sich, dass der Wash immer dunkler sein muss als der Farbton, auf den er aufgetragen wird. Hersteller wie Vallejo bieten ihre Washes teilweise in verschiedenen Farben an, was die Arbeit erleichtern kann. Es ist es allerdings nicht immer notwendig, den Wash in der entsprechenden Farbe wie der Grundfarbe aufzutragen. Oftmals reicht es auch, einen schwarzen oder bräunlichen Wash zu verwenden, um gute Ergebnisse zu erzielen. Aufpassen sollte man, wenn man stark unterschiedliche Farben miteinander kombiniert. Trägt man z.B. einen gelben Wash auf eine blaue Fläche auf, wird diese im Nachhinein grünlich. Ist dies gewollt, so lassen sich mit ein wenig Erfahrung sehr interessante Farbspiele erzeugen.

Großflächig vs. Pin Washing – Was ist besser?

Es gibt zwei Arten, einen Wash anzuwenden. Zum einen hat man die Möglichkeit, den Wash ganzflächig aufzutrage. Oder, man beschränkt sich auf einzelne Bereiche und setzt ihn selektiver ein. In diesem Fall spricht man auch vom pin washing. Beim pin washing werden wirklich nur kleinste Bereiche gezielt mit dem Wash bearbeitet bzw. betupft.

Großflächig aufgetragene Wash

Ob man den Wash nun großflächig aufträgt oder eher im Detail hängt ganz davon ab, welches Ziel man damit verfolgt. Für viele mag der großflächig aufgetragene Wash verlockend wirken, da es sehr schnell geht. Gerade im Bereich der Miniaturen, wenn oftmals mehrer Figuren auf einmal bemalt werden, kommen großflächige Washes zum Einsatz. Die beiden Vorteile „Grundfarben abdunkeln“ und „natürlich wirkende Farbverläufe“, welche wir oben näher beschrieben haben, kommen logischerweise nur beim großflächigen Einsatz zur Geltung.

Der großflächig aufgetragene Wash ist optimal für Figuren mit vielen kleinen Details und Vertiefungen wie sie z.B. bei Kettenhemden, Schuppen oder sonstigen Details und Texturen vorkommen. Auf großen Figuren mit glatter Fläche raten wir von dieser Methode dringend ab, da der Wash sich nicht gleichmäßig auftragen lässt und so beim Trocknen hässliche Spuren hinterlässt.

Pin Washing

Pin Washing bedarf etwas mehr Zeit und Feingefühl als herkömmliches Washing, da man sich auf kleinere Stellen konzentriert und es vermeidet, dass die Farbe sich auf der gesamten Fläche/Figur verteilt. Hier geht es wirklich darum, nur die gewünschten Details zu bearbeiten und die Farbe in die Vertiefungen zu bekommen, wo sie gewünscht ist. Der Vorteil beim Pin Washing ist, dass die Grundfarbe auf größeren Flächen nicht übermalt wird und strahlend kräftig bleibt. Selten muss man nach einem Pin Washing noch einmal mit der Grundfarbe über die Figur drüber malen, was am Ende eine sehr große Zeitersparnis darstellt.

Wie wird der Wash aufgetragen?

Jetzt, wo Du weißt, dass es zwei verschiedene Anwendungsbereiche gibt, zeigen wir Dir natürlich auch, wie Du den Wash anwendest. Doch vorab solltest Du Deinen Pinsel entsprechend vorbereiten. Wie auch bei Acrylfarbe, sollte der Pinsel vor dem eigentlichen eintauchen in die Farbe vorher einmal etwas angefeuchtet werden (lies hierzu auch die Richtige Pflege und Handhabung deiner Pinsel).

Tauche den Pinsel hierzu einfach kurz in einen Wassertopf ein und streiche ihn anschließend leicht auf einem Papiertuch ab. Er sollte weder so feucht sein, dass er tropft, noch allzu trocken. Überspringt man diesen Schritt und taucht seinen trockenen Pinsel direkt in den Wash ein, wird sich der komplette Besatz vollsaugen und die Farbe gelangt in den Bereich der Zwinge, trocknet dort ggf. und führt auf kurz oder lang dazu, dass Dein Pinsel unbrauchbar wird.

Der Wash muss i.d.R. nicht verdünnt werden und kann 1:1 so aufgetrqagen werden, wie er aus dem Töpfchen oder der Flasche kommt. Damit die Farbe anfangs nicht zu dunkel wird, raten wir dennoch erstmal dazu, mit einem leicht verdünnten Wash zu starten.

Layering & Washing

Viele Maltechniken lassen sich miteinander verbinden, so auch der Wash mit dem Layering. Die Reihenfolge ist hierbei egal bzw. Geschmackssache und auch abhängig von dem gewünschten Ergebnis.

Es gibt zwei gängige Ansätze, wenn man einen Wash anwendet. Einer besteht darin, es einfach auf den Bereich anzuwenden und es dabei zu belassen. Sozusagen als krönender Abschluss beim Malen. Ein anderer Ansatz besteht darin, einen Bereich zu „waschen“ und ihn anschließend erneut zu layern. Typischerweise mit der gleichen Basisfarbe. Wie und wann Du einen Wash anwendest, bleibt Dir überlassen. Es gibt kein „richtig oder falsch. Probiere einfach aus, welche Technik Dir die besten Ergebnisse liefert.

Hersteller von Washes

Genau wie Acrylfaarben kannst Du in so ziemlich jedem örtlichen Bastel- und Spieleladen Washes finden finden. Die großen Hersteller wie Citadel, Army Painter oder Vallejo bieten zudem eigens entwickelte Washes an. Teils gibt es gravierende unterschiede in Konsistenz, Pigmentierung und Fließverhalten. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen und ggf. auch auszuprobieren, mit welchen Washes Du am besten klarkommst.

Wenn Du ein knappes Budget hast oder es Dir nicht leisten kannst, jede verschieden Farbe an Washes auf einmal zu kaufen (im Grunde die meisten von uns), reicht im Grunde ein schwarz-braunes Washing vollkommen aus. Mit diesen beiden Washes kannst Du fast alles anstellen und gute Ergebnisse erzielen. Ein Washing in grün und sepia ist auch sehr praktisch. Die meisten anderen Farben sind sehr situativ und werden wohl eher selten benutzt.

Tips zum Washing

Wir haben einige nützliche Tipps und Ratschläge für Dich, welche Dir nicht nur Zeit, sondern auch Kopfschmerzen ersparen.

1) Weniger ist mehr

In der Regel möchte man mit einer Wäsche nicht zu schwer werden, da sie sonst zu dunkel wird. Es ist besser, ein paar Mal leichter zu waschen, als einmal zu viel. Am besten lässt Du nach jedem Vorgang die Farbe trocknen und kannst dann einschätzen, ob Du noch einmal drüber musst.

Wenn der Wash zu schwer wird, kann sich die Farbe in einigen Bereichen zu stark ansammeln. Anstatt zu schattieren, ändert sich die Farbe dann in die Farbe der von Dir verwendeten Wäsche. Natürlich ist daran ist nichts auszusetzen, wenn es Deine Absicht ist.

Wenn Du einen Bereich siehst, auf dem sich zu viel Farbe befindet, nimm einfach Deinen Pinsel und zieh ihn über den Bereich, um diesen Punkt auszudünnen. Der Pinsel nimmt die Farbe automatisch wieder auf und verteilt sie anderweitig. Lass Dir hierbei nicht allzuviel Zeit, da die Farbe relativ schnell trocknet. Wenn der Wash zu trocknen begonnen hat und Du den Pinsel dennoch über den Bereich ziehst, hebt die Farbe vom Modell ab und hinterlässt einen bloßen, blöd aussehenden Fleck. Das wollen wir unter keinen Umständen.

Ein Wash ist nicht einfach rückgängig zu machen. Wenn man es vermasselt, muss man diesen Bereich neu streichen und es erneut versuchen.

2) Den Wash zur besseren Kontrolle verdünnen

Wenn Du noch mehr Kontrolle über den Wash haben möchtest, gib etwas Lahmian Medium oder ein anderes Acrylfarbenmedium hinzu. Das macht es dünner und gibt Dir eine viel bessere Kontrolle darüber. Das Medium löst die Oberflächenspannung beim Waschen und verteilt das Pigment stärker. Es eignet sich hervorragend für sehr dünne Schichten mit feiner Kontrolle. Grundsätzlich verwandelt es sich an dieser Stelle in eine Glasur.

Gerade beim waschen von menschlicher Haut ist etwas Geschick gefragt. Die erhältlichen Farben und Wash-Töne für menschliche Haut sind oftmals zu dunkel und sehen unecht aus. Hier kann ein solches Medium wahre Wunder bewirken, sodass eine nicht zu starke Schattierung entsteht.

3) Waschen großer Oberflächen

Die Verwendung eines Mediums ist auch ideal, wenn Du versuchst, große Flächen zu waschen. Der Versuch, etwas mit großen, flachen Oberflächen zu waschen, kann fleckig aussehen. Es ist sehr schwer, den Wash gleichmäßig zu verteilen und das Modell gleichmäßig zu beschichten. Mit einem Medium kannst Du es jedoch ausdünnen und hast mehr Kontrolle darüber. Hierdurch lassen sich Flecken auf ein Minimum reduzieren.

Einige Maler schwören darauf, einen Tropfen Spülmittel als Medium zu verwenden. Das Spülmittel bricht wie ein Medium die Oberflächenspannung und sorgt für eine gleichmäßigere Abdeckung. Anwendung auf eigene Gefahr 😉

4) Schritt für Schritt, nicht alles auf einmal

Da die Farbe beim Washing relativ schnell trocknet, solltest Du nicht alles auf einmal bemalen. Gehe lieber in Etappen vor und nehm Dir erstmal nur kleinere Bereiche vor. Eine Stelle, die bereits getrocknet ist, sollte auf keinen Fall ein zweites mal mit einem Washing bemalt werden. Hierbei bei die Gefahr, dass die Trcoknungsstelle einreißt und die Farbe sich anhebt.

5) Newtons Gravitationsgesetz

Wie alles auf diesem Planeten unterliegt auch die Farbe des Washing der Schwerkraft. Folglich läuft diese nach unten. Gewöhne es Dir an, beim Washing von oben nach unten zu malen, mit der Fließrichtung. Während des Bemalens solltest Du es vermeiden, die Figur zu kippen und zu bewegen, da dadurch auch die Farbe des Washes an Stellen langläuft und trocknet, für die es nicht vorgesehen war. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wie bereits in Schritt 4 erklärt, in Schritten zu arbeiten. Es spricht prinzipiell nichts dagegen, einen Teil zu bemalen und trocknen zu lassen und im Anschluss die Figur zu kippen und erneut zu bemalen.

6) Wähle die richtige Farbe

Wie wir bereits weiter oben gesagt haben, kann man mit einem schwarz-braunen Washing in der Regel so ziemlich alles abdecken. Oftmals reichen diese Farben aber nicht aus, wenn man das Maximum aus einem Wash rausholen möchte. Mit bestimmten Farben lassen sich teilweise sehr gute Ergebnisse erzielen. So verleiht ein grüner Wash über einer roten Grundierung der ganzen Figur einen natürlich wirkendes und dunkles rot. Ein schwarzer Wash würde zwar auch gehen, wäre höchst wahrscheinlich zu dunkel und suboptimal.

7) Kann man einen Wash selbst herstellen?

Das ist so ziemlich die erste Frage, wenn es um Washing geht und die Antwort lautet: Ja! Man ist zum Glück nicht auf die fertigen Produkte angewiesen und kann sich im Zweifelsfall schnell einen Wash selbst herstellen. Hierzu benötigt man etwas Lahmian Medium oder ein anderes Acrylmedium und eine normale Acrylfarbe. Diese werden im Verhältnis 1:1 gemischt. Manchmal muss man ein wenig mit dem Menge spielen, aber in der Regel funktioniert 50/50 für die meisten Farben ziemlich gut.

Tipp: Nachdem Du den Wash hergestellt hast, kannst Du noch einen Tropfen Spüli hinzugeben. Das Spüli sorgt zusätzlich dafür, dass die Oberflächenspannung des Wasser abnimmt, was hilft, die Farbe noch besser und gleichmäßiger in den Vertiefungen zu verteilen. Hier reicht eine sehr kleine Menge! Nimm lieber zu wenig, als zuviel. Am besten tunkst Du einen alten Pinsel in das Spüli und rührst mit diesem im Anschluss in dem Wash bis sich das Spüli auflöst.

8) Nur mit Washing bemalen?

Auch das funktioninert (und kann sehr gut aussehen). Hier würden wir Dir empfehlen, mit einer weißen Grundierung zu beginnen und dann den Wash aufzutragen. Theoretisch würde auch ein grau funktionieren, von einem schwarz raten wir Dir allerdings ab. Der Hintergrund ist, dass Du bei einer weißen Grundierung alles abdunkeln kannst, eine schwarze Grundierung jedoch nicht mit einem hellen Wash aufhellen kannst.

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